Seit wann es die alte Gastwirtschaft gibt, ist nicht bekannt. In den Annalen des Ritterguts Weisendorf taucht erstmals anno 1785 ein Engelwirt namens Michael Schmidt auf, der für ein Jahr - vom 1. Mai (Walpurgis) bis 30. April 1786 - Bürgermeister des kleinen Orts wird. Sein Wirtshaus führt der Engelwirt damals noch in einem anderen Gebäude der Hauptstrasse. Es existiert noch immer. Zwar unbewohnt und inzwischen baufällig, traegt das kleine Haus nahe dem Marktplatz heute die Hausnummer 16. Die Wirtschaft heißt anno 1786 noch "Zum Goldenen Engel".


Erst ein gutes halbes Jahrhundert später taucht im Jahr 1844 in den Urkunden der nächste Hinweis auf ein Wirtshaus "Goldener Engel" auf. Bäckermeister und Gastwirt Friedrich Riedel kauft es um 2600 Gulden von Kaspar Link, der als Engelwirt und Bäcker im Kaufvertrag erscheint. Dieser Friedrich Riedel heiratet auch im gleichen Jahr Katharina Kohmann. Ein Name, der in der Chronik des "Goldnen Engel" eine wichtige Rolle spielt. Denn irgendwann später verlegt Riedel die Wirtschaft "Zum Goldenen Engel" in ein wesentlich groeßeres Fachwerkhaus in der Hauptstrasse, drei Haeuser weiter westwärts, nämlich in die jetzt aufwändig renovierte Hausnummer 24.

Die alteingesessene Familie Kohmann war es, die das große Grundstück an der Hauptstrasse besass und bewohnte, zunächst dort, wo heute das als Wohnraum genutzte, 1903 erbaute Backsteinhaus steht. Offensichtlich verfügten die Kohmanns über einiges Geld, denn Georg Kohmann, Schullehrer in Weisendorf, beauftragte 1831 Maurermeister A. Schmerler, direkt an der Hauptstrasse "ein zweistöckiges Wohnhaus" (Nr. 24) zu bauen.

Bereits ein Jahr später verkauft Kohmann es an den jüdischen Weisendorfer Bürger David Marx Kaufmann fuer 336 Gulden. Maurermeister wie neuer Besitzer haben sich an der Süd-Fassade über den Fenstern des Erdgeschosses verewigt, links "A.SCHMERLER" und rechts "18DMK33". Als Georg Kohmann 1838 stirbt, erwirbt David Marx Kaufmann das restliche Grundstück mit allen Nebengebäuden, auch der heutigen Hausnummer 26, für 950 Gulden.

1865 tritt die Familie Engelhardt ins Leben des Wirtshauses. Ueber 121 Jahre wird sie den "Goldnen Engel" führen, hat ihm wohl auch irgendwann den neuen, kürzeren Namen gegeben. Ein Johann Peter Engelhardt aus Lenkersheim bei Münchaurach heiratet Elisabetha, die Tochter des Wirts Friedrich Riedel, der das Wirtshaus in das größere Gebäude umgezogen hatte. Der junge Engelhardt-Wirt ist wie seine Nachfolger auch Bäckermeister. Erst 1833 endet diese Bäcker-Tradition der Engelhardts. Die ebenfalls dazu gehörende Landwirtschaft aber führen alle bis zum Schluss weiter.

Auf den ersten Engelhardt-Wirt folgt 1909 Sohn Konrad Engelhardt, 1933 übergibt der wieder an Sohn Michael Engelhardt. Der letzte Wirt aus der Familie Engelhardt, Johann Ludwig, übernimmt und kauft erst 1964/65 nach dem Tod des Vaters. Er bleibt kinderlos, macht erfolgreich ab 1975 mit seiner Frau Margot Schütz den "Goldnen Engel" zum beliebten Speiselokal mit guter Hausmannskost. In früheren Jahrhunderten waren fränkische Wirtshäuser noch reine Bierwirtschaften, wo man, wenn man Glück hatte, eine kleine Brotzeit bekam. Erst recht spät bot mancher Wirt am Sonntag dann einen Mittagstisch. Auch beim letzten Engelhardt-Wirt war das so, solange er mit Mutter und Schwester wirtschaftete. Die Änderung kam erst als seine Lebensgefährtin den Herd übernahm.

1986 hoert das letzte Gastwirtspaar Engelhardt aus gesundheitlichen Gründen auf und verkauft den "Goldnen Engel" mit allen landwirtschaftlichen Gebäuden und dem kleinen Backsteinhaus an die Privatbrauerei Kitzmann in Erlangen.

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